Sprintteam SWE
Das Sprintteam SWE ist kein gewöhnliches Team, kein professioneller Kader mit Millionenbudgets oder durchgestyltem Social-Media-Auftritt, sondern eine eingeschworene Gemeinschaft,
die irgendwo in einem grauen Hinterhof eines alten Industriegebäudes in einer mittelgroßen Stadt begann, als vier Jugendliche sich weigerten, den Traum vom Laufen aufzugeben.
Die Stadt, aus der sie kommen, hat schon lange keinen Glanz mehr, ehemalige Fabrikhallen stehen leer, und wer hier aufwächst, weiß oft schon früh, dass man schneller wegkommen muss, wenn man etwas erreichen will.
Doch das Sprintteam SWE entschied sich, genau hierzubleiben – nicht aus Resignation, sondern aus Trotz, aus einer Leidenschaft, die sich nicht in Umzugskartons verpacken lässt.
Am Anfang war da nur eine alte Tartanbahn hinter dem Schulgebäude, halb zugewachsen, mit Sprunggruben, in denen Regenwasser stand, und Startblöcken, die mehr an Museumsstücke erinnerten als an Sportgeräte.
Trotzdem trafen sie sich jeden Abend nach der Schule. Keine Trainer, kein offizieller Verein, nur ein paar selbstgedruckte Trikots mit dem aufgestickten Schriftzug „SWE“, von dem lange niemand wusste,
wofür er eigentlich steht. Manche sagen, es sei eine Abkürzung für „Schnelligkeit, Wille, Ehrgeiz“, andere behaupten, es sei der Codename für den Ort, an dem alles begann.
Aber für das Team selbst war die Bedeutung zweitrangig – wichtiger war, dass jeder Buchstabe ein Versprechen war: Wir rennen, weil wir es müssen, weil jeder Schritt uns einen Zentimeter näher an etwas bringt,
das größer ist als wir selbst.
Was das Sprintteam SWE besonders machte, war nie nur die Zeit auf der Uhr, sondern die Art, wie sie liefen. Ihre Starts waren kein mechanischer Ablauf, sondern ein Ausdruck von roher Energie,
von angestautem Zorn und Hoffnung zugleich. Die Laufbahn wurde zur Bühne, zum Ventil, zum Ort, an dem sie sich für zehn, elf, zwölf Sekunden von allem lösten, was sie sonst zurückhielt.
Und je mehr sie liefen, desto mehr wurden sie gesehen. Erst von Lehrern, dann von lokalen Sportjournalisten, schließlich von ehemaligen Athleten, die längst dachten, es gäbe keinen Nachwuchs mehr, der wirklich brennen würde.
Ein ehemaliger Olympiateilnehmer, der zufällig in der Stadt war, sah sie eines Abends trainieren – barfuß, weil die Spikes zerrissen waren – und beschloss, zu bleiben.
Nicht als Trainer im klassischen Sinn, sondern als Mentor, als jemand, der verstand, dass Talent allein nicht reicht, wenn es keinen Raum bekommt, sich zu entfalten.
Mit seiner Hilfe organisierte das Sprintteam SWE ihr erstes offizielles Rennen. Sie traten gegen Teams an, die in klimatisierten Hallen trainierten, mit Ernährungsplänen und Physiotherapeuten.
Aber sie liefen, als hinge alles davon ab. Vielleicht lag gerade darin ihre Stärke. Sie liefen nicht, um Verträge zu bekommen, nicht für Likes oder Medaillen, sondern um sich selbst zu beweisen,
dass aus einem kaputten Startblock genauso Geschichte geschrieben werden kann wie aus einem professionellen Trainingslager. Ihr Erfolg war kein Meteor, sondern eine langsame,
stetige Glut, die sich unter der Oberfläche ausbreitete.
Heute, Jahre später, gibt es das Sprintteam SWE immer noch. Sie haben inzwischen eine eigene Bahn, die sie selbst instand halten. Sie veranstalten lokale Rennen,
geben Workshops in Schulen, bei denen sie nicht von Zeiten sprechen, sondern von Haltung, Mut, Ausdauer. Das Team ist gewachsen, doch der Kern ist gleich geblieben. Jeder, der dazukommt,
versteht schnell, dass es hier nicht nur ums Gewinnen geht, sondern darum, das Laufen als Sprache zu begreifen – als etwas, das sagt: Ich bin hier. Ich gebe nicht auf.
Ich bewege mich, auch wenn alles andere stillzustehen scheint.
Und so rennt das Sprintteam SWE weiter. Gegen Wind, gegen Zweifel, gegen alles, was sie kleinhalten will. Nicht, weil sie glauben, irgendwann die Schnellsten zu sein.
Sondern weil sie wissen, dass wahre Geschwindigkeit aus dem Herzen kommt.